Die Digitalisierung ist zu einem immer wichtigeren Trend bei Finanzdienstleistungen geworden – insbesondere seit dem Aufkommen mobiler Geräte, die Finanztransaktionen verarbeiten können. Die Coronakrise hat diesen Prozess sicherlich beschleunigt und die Bedeutung der Anpassungsfähigkeit unterstrichen.
ENTWICKLUNG FINANZIELLER TECHNOLOGIEN
Luxemburg hat den Wandel der bestehenden Finanzindustrie in den Mittelpunkt seiner Finanztechnologiestrategie gestellt. Dies muss sicherstellen, dass Banken, Vermögensverwalter, Versicherungsunternehmen und alle anderen in Luxemburg tätigen Finanzinstitute über die erforderlichen Tools verfügen, um ihre führende Rolle in der Industrie zu erhalten. Diese Lösungen können von etablierten ausländischen Firmen und Start-ups oder bereits in Luxemburg niedergelassenen Unternehmen bereitgestellt werden.
Das Luxembourg House of Financial Technologies (LHoFT) dient als nationale FinTech-Plattform und Schnittstelle zu anderen weltweiten FinTech-Zentren, die die Source-Lösungen für die luxemburgische Finanzindustrie darstellen. Das LHoFT verbindet Finanzinstitute, FinTech-Innovatoren, Forschung und Wissenschaft sowie Behörden des öffentlichen Sektors, um Innovationen voranzutreiben und Lösungen zu entwickeln, die den spezifischen Anforderungen der Industrie entsprechen. Darüber hinaus fungiert es als sanfte Landungsplattform für ausländische FinTech-Unternehmen, die Zugang zum lokalen Finanzsektor erhalten und ihre Lösungen EU-weit vermarkten möchten.
Neben dem LHoFT gibt es in Luxemburg mehrere Inkubatoren und Beschleuniger. Sie tragen dazu bei, dass das Land an der Spitze der neuesten technologischen Entwicklungen bleibt. Durch ihre einschlägige Forschung spielt die Universität eine aktive Rolle im Ökosystem und beteiligt sich in Zusammenarbeit mit der Finanzindustrie über das interdisziplinäre Zentrum für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Vertrauen (The SnT) an nachfrageorientierten angewandten Forschungsprojekten. SnT schafft echte, dauerhafte Wettbewerbsvorteile für in Luxemburg niedergelassene Unternehmen. Neben zahlreichen Partnerschaften mit Unternehmen des Finanzsektors hat das SnT kürzlich eine Partnerschaft mit der luxemburgischen Finanzaufsichtsbehörde CSSF unterzeichnet. Das erste Projekt konzentriert sich auf die Nutzung von KI, um die Geschwindigkeit und Effizienz der Analyse von Fondsdokumentationen zu erhöhen.
Innovation erfordert auch Finanzierung. Es gibt staatlich geförderte Finanzierungsinitiativen (z. B. den Luxembourg Future Fund oder den Digital Tech Fund). Daneben muss auch die private Finanzierung gesichert sein. Um dies zu erreichen, möchten wir in Luxemburg niedergelassene FinTech-Start-ups mit VC-Fonds im Ausland verbinden und so viele wie möglich dafür gewinnen, in Luxemburg ansässig zu werden.
Es gibt zahlreiche neue und aufkommende Technologien – z. B. die Distributed Ledger Technology (DLT) – für Finanzdienstleistungen in Luxemburg. Dazu zählen Zahlungen, Fondsverwaltung, Berichterstattung, Clearing und sogar Eigentumsverfolgung für alternative Vermögenswerte.
Die Luxemburger Börse bietet „digitale Signaturen“ für alle Dokumente, die von Emittenten über eine dezentrale öffentliche, auf Ethereum-basierte Blockchain veröffentlicht wurden. Das in Luxemburg ansässige FundsDLT-Konsortium hat eine Blockchain-basierte Fondskaufplattform aufgebaut, mit der Investoren Fonds über eine dezentrale Plattform auf ihren Smartphones kaufen können.
Andere luxemburgische Start-ups in diesem Bereich haben wegweisende Tokenisierungsplattformen entwickelt. Die CSSF war die erste europäische Regulierungsbehörde, die eine klare Rechtsposition zu virtuellen Währungen einnahm. In diesem Rahmen wurden 2016 und 2017 zwei große Crypto Exchanges als Zahlungsinstitute lizenziert. 2019 verabschiedete das luxemburgische Parlament ein Gesetz zum Einsatz der DLT für den Umlauf von Wertpapieren. Das Gesetz bietet mehr Transparenz und Rechtssicherheit beim Einsatz von DLT und Blockchain-Technologie. Ihre Verwendung wird darin anderen gesicherten elektronischen Aufzeichnungsmechanismen für die Übertragung von Wertpapieren gleichgestellt.
Dies war nur der erste Schritt. Luxemburg ist entschlossen, seinen Rechtsrahmen anzupassen und damit die Innovation der Finanzindustrie bei der Nutzung von DLT zu fördern und gleichzeitig Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Angesichts der zentralen Rolle Luxemburgs bei der Finanzierung durch seine Investmentfonds- und Kapitalmarktaktivitäten muss es auch eine solide Position zur Tokenisierung einnehmen, die die Kapitalbeschaffung potentiell verändern kann.
Neben DLT ist die Künstliche Intelligenz die andere Technologie, die Finanzdienstleistungen vom Backoffice bis hin zu Kundenbeziehungen grundlegend neu gestalten wird und es bereits tut. Luxemburg verfügt über eine Fülle von Daten zu grenzübergreifenden Investitionsströmen, die jedoch größtenteils weder für Business- noch für Forschungszwecke genutzt werden. Dabei könnten sie wertvolle Informationen zu weltweiten Investitionstrends bieten. Luxemburg wird nach Möglichkeiten suchen, um die Verwendung und Verwaltung solcher Daten auf anonymisierter oder pseudonymisierter Basis zu erleichtern und die Entwicklung neuer Lösungen zu fördern. RegTech ist ein vielversprechender Bereich für solche Lösungen, insbesondere als Quelle für Trainingsalgorithmen. Das von Luxemburg geleitete EuroHPC-Supercomputerprojekt bietet ebenfalls großes Potenzial für Synergien.
INNOVATION IN FINANZEN
Innovationen im Finanzbereich beschränken sich nicht auf Technologie, sie treten beispielsweise auch als Produktinnovationen in Erscheinung. Luxemburg kann auf eine lange Erfolgsgeschichte von Finanzinnovationen zurückblicken. Der internationale Eurobond-Markt bzw. Eurodollar-Markt entstand in Luxemburg in den 1960er Jahren nach der Notierung des weltweit ersten Eurobonds (von Autostrade) an der Luxemburger Börse. Dieser Markt bietet bis heute eine Plattform mit einer Kapitalbeschaffung von weltweit über 10 Billionen Euro.
Die damalige Entscheidung für Luxemburg erfolgte aufgrund seiner Offenheit für ein solches neues Produkt sowie der Möglichkeit der Notierung in einer Fremdwährung. Innovationen in der Vermögensverwaltung durch die Einführung effizienter und allgemein anerkannter Fondsstrukturen sind zu einem Eckpfeiler des luxemburgischen Wertversprechens geworden. Beispiele für diese Innovationsformen finden sich in Luxemburgs unterteilten Massenprodukten (OGAW-Dachfonds) oder der derzeitigen Schaffung der Struktur des Reserved Alternative Investment Fund (RAIF), die ein schnelles Time-to-Market ermöglicht. In Zukunft werden neue Strukturen wie ein Real Estate Investment Trust (REIT) eine nützliche Ergänzung der Luxemburger Toolbox sein.
Ein weiteres Beispiel für die Innovationsbereitschaft Luxemburgs war der Erfolg seiner Bemühungen, weltweite Investoren mit den chinesischen Kapitalmärkten zu verbinden. Nachdem die chinesischen Behörden anhand verschiedener Systeme die Öffnung für ausländische Investitionen beschlossen hatten, war die luxemburgische Wertpapieraufsichtsbehörde CSSF die erste europäische Aufsichtsbehörde, die mit den chinesischen Kollegen besprach, wie der EU-Rahmen und der chinesische Rahmen kompatibel gestaltet werden können. Das Ergebnis: Die CSSF konnte 2013 den ersten OGAW-Fonds für die Investition über das RQFIIProgramm genehmigen. 2014 folgte die erste Investition über das Stock-Connect-Programm Shanghai-Hongkong. Der Vorreiter-Vorteil und vor allem das Knowhow sowohl der Aufsichtsbehörde als auch unserer Finanzdienstleister erklären, warum Luxemburg fast ein Drittel des globalen Marktes für in festlandchinesische Aktien und Anleihen investierte Fonds hat.
Die CSSF konnte 2013 den ersten OGAW-Fonds für die Investition über das RQFIIProgramm genehmigen. 2014 folgte die erste Investition über das Stock-Connect- Programm Shanghai-Hongkong.
Luxemburgs Innovationstradition entsteht oft als direktes Ergebnis der Zusammenarbeit, die für sein Ökosystem charakteristisch ist. Industrieverbände spielen dabei eine Schlüsselrolle. Die Luxembourg Banker’s Association (ABBL), die Luxembourg Insurance and Reinsurance Association (ACA), oder die the Association of the Luxembourg Fund Industry (ALFI) sowie die the Luxembourg Private Equity and Venture Capital Association (LPEA) bieten jeweils ein hochprofessionelles Forum, in dem neue Entwicklungen und Möglichkeiten in ihren Sektoren diskutiert werden können. Ein solcher Dialog wird nicht nur innerhalb der Verbände geführt, sondern auch zwischen ihnen und anderen Interessengruppen und Regulierungsbehörden. Auf diese Weise können neue Markttrends identifiziert und verstanden werden, sobald sie auftreten. Damit können direkt geeignete regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen und neue Möglichkeiten entdeckt werden.
STÄRKE IN DIVERSIFIKATION FINDEN
Die Coronakrise hat deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, dass Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit und Geschäftsmodelle an unvorhergesehene und unvorhersehbare Umstände anpassen können. Luxemburg hat im Laufe seiner Geschichte immer wieder seine eigene Fähigkeit unter Beweis gestellt, dass es sich schnell an ein sich änderndes Umfeld anpassen kann. Insbesondere im Finanzsektor war Luxemburg besonders geschickt darin, sich neu zu definieren und neue Möglichkeiten zu nutzen.
In jüngster Zeit hat sich Luxemburg zu einem wichtigen europäischen Zahlungsund E-Geld-Zentrum entwickelt. Führende internationale Spieler im Zahlungsverkehrssektor (PayPal, Amazon Payments und Rakuten) sowie eine Reihe von B2Bund B2C-Drittanbietern haben sich Mitte der 2000er Jahre für Luxemburg als EU-Zentrum entschieden. Diese Rolle wurde durch die Verlagerung einer Reihe von Zahlungsunternehmen nach dem Brexit bestätigt (u. a. durch Giganten wie Alipay und Trendsetter wie AirBnB). Mit der Einführung der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 hat sich Luxemburg als Standort einer der größten offenen Bankplattformen in Europa mit spezialisierten Anbietern von API-Gateways etabliert, die auf den Bedarf von Banken zugeschnitten sind.
Luxemburg wird künftig nach anderen Diversifizierungsmöglichkeiten für seine Finanzindustrie suchen und dabei auf bestehenden Unternehmensfinanzierungsund Kapitalmarktaktivitäten aufbauen. Diese Businessbereiche könnten durch die Ausschöpfung mehrerer Aspekte des luxemburgischen Ökosystems gestärkt werden: durch unser Know-how in mehreren Gerichtsbarkeiten und internationalem Recht, einen soliden Gesellschaftsrechtsrahmen, eine hochmoderne Verbriefungsgesetzgebung sowie die politische und wirtschaftliche Stabilität des Landes.
Aufbauend auf dem Erfolg, viele Nichtlebensversicherungsunternehmen für die Einrichtung ihrer EU-Zentren in Luxemburg als Absicherung gegen Brexit-Risiken zu gewinnen, wird Luxemburg einen systematischeren Ansatz zur Förderung der Entwicklung dieses wichtigen Sektors verfolgen. Ziel ist die Konsolidierung dieses neuen Clusters und damit zu einem der führenden EU-Versicherungszentren zu werden. Dies sollte mit einer stärkeren Konzentration auf die Entwicklungen in InsurTech einhergehen.
In Anlehnung an unsere jüngste Veröffentlichung mit dem Titel „Amazonisierung ist die Zukunft europäischer Finanzdienstleistungen“ werden wir die Entwicklung von Plattformen eingehender untersuchen und uns insbesondere ansehen, wie sich Luxemburg gegenüber künftig entstehenden Finanzdienstleistungsplattformen positionieren kann. Gleichzeitig werden wir den anhaltenden Trend von Nichtfinanzunternehmen, die zusätzliche Finanzdienstleistungen entwickeln, genau beobachten. Dazu zählen Gastgewerbe, Carsharing oder andere Mobilitätssysteme mit integrierten Zahlungssystemen. Auch in diesem Bereich kann das luxemburgische Ökosystem für Finanzdienstleistungen in Kombination mit erstklassiger IT-Infrastruktur, F & E-Unterstützung und einer datengesteuerten Wirtschaftsstrategie auf Regierungsebene das Hosting für die Finanzdienstleistungsaktivitäten dieser neuen und aufstrebenden Unternehmen übernehmen.
Diversifikation hat auch eine geografische Komponente. Luxemburg hat in den letzten Jahren sehr erfolgreich enge Beziehungen zu Märkten außerhalb der EU aufgebaut. China ist dafür das beste Beispiel. Das Land sollte auch versuchen, diesen Erfolg in anderen Märkten, insbesondere in bestimmten Schwellenländern, zu wiederholen.
Ambititon statement :
Um bis 2025 an die lange luxemburgische Erfolgsgeschichte im Bereich Produkt- und Technologieinnovationen anzuknüpfen, werden wir:
- Ein anerkanntes
EU-Kompetenzzentrum für die Open Banking Industrie nach der Einführung der Zahlungsdienstleistungsrichtlinie PSD2 sein - Uns einsetzen
für die Entwicklung eines EURechtsrahmens für innovative neuen Finanzsektoren (z. B. Tokenisierung) - Vervielfältigung
der Kanäle, über die unsere Industrie innovative Lösungen beschaffen und gemeinsame Projekte zur Stärkung Luxemburgs als Finanzplatz unterstützen kann
- Angebote
an FinTechs mit einer breiten Palette an Finanzierungsoptionen unterbreiten - Begleitung bieten
für das Wachstum des Versicherungsmarkts und dazu einen größeren Fokus auf InsurTech-Lösungen legen - Schaffung
eines günstiges Umfelds für datengesteuerte Finanzdienstleistungen, sowohl für Finanzinstitute selbst als auch für neue Marktteilnehmer von außerhalb der traditionellen Finanzbranche
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IM HERZEN EUROPAS
Die Rolle Luxemburgs als grenzüberschreitendes Kompetenzzentrum und EU-Drehscheibe weiter ausbauen.
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Komplementär zu anderen EU-zentren
Vertiefung der Rolle Luxemburgs als bevorzugtes Ziel für internationale Finanzen.
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Führend im nachhaltigkeitssektor
Führende Rolle bei der Erhöhung des Gesamtvolumens der Mittel für nachhaltige Investitionen von Milliarden auf Trillionen von Euro.
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Förderung von Innovationen
Bauen Sie auf Luxemburgs bewährter Erfolgsgeschichte der Produkt- und technologischen Innovation.
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Verantwortungsbewusste Unternehmensführung
Fortsetzung des Aufbaus der luxemburgischen Finanzindustrie auf nachhaltigen Prinzipien bei der Besteuerung und Regulierung.
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Förderung der Menschlichen Dimension
Unterstützung der weiteren Expansion der luxemburgischen Finanzindustrie.
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