EU-Unternehmen selbst nutzen seit langem das Ökosystem und Fachwissen der Finanzdienstleistungen Luxemburgs. Luxemburg zieht diese Unternehmen nicht aus ihrem Heimatland weg, sondern fungiert als Kompetenzzentrum für europäische Unternehmen, die nach spezifischen Fähigkeiten suchen oder die Glieder in ihren europäischen und weltweiten Wertschöpfungsketten vervollständigen möchten. Dies gilt insbesondere für das Marketing grenzübergreifender Produkte und Dienstleistungen. Luxemburg fungiert als ergänzendes Zentrum für diese Unternehmen und unterstützt ihre Erschließung neuer Märkte außerhalb ihres eigenen Landes.

WERTSCHÖPFUNG DURCH KNOW-HOW IN MEHREREN GERICHTSBARKEITEN

Die Integration und Globalisierung der EU haben zu beispiellosen Handels- und Investitionsmöglichkeiten geführt. Solche Möglichkeiten erfordern jedoch die komplexe Navigation durch mehrere Märkte und Gerichtsbarkeiten mit ihren unterschiedlichen Regeln und Gesetzen. Laut einer von The Economist gehaltenen Umfrage gelten selbst innerhalb der EU – trotz jahrzehntelanger Harmonisierung – noch immer rund 5000 verschiedene nationale Vorschriften für den grenzübergreifenden Dienstleistungsverkauf. Neben der Komplexität, die durch diese zahlreichen nationalen Vorschriften verursacht wird, ist der grenzübergreifende Finanzdienstleistungsverkauf nach wie vor mit Schwierigkeiten verbunden, die sich aus den unterschiedlichen kulturellen Normen und Traditionen von Verbrauchern und Investoren in der gesamten EU ergeben.

Über Jahrzehnte hat Luxemburg eine Finanzdienstleistungsbranche aufgebaut, die darauf spezialisiert ist, Finanzinstituten bei der Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen in mehreren Gerichtsbarkeiten zu helfen.

Ob ein Fondsmanager, der Anlageinstrumente für den Verkauf an Kunden in Spanien, den Niederlanden, Schweden und Italien einrichten möchte. Oder ein Unternehmer, der seine Nachfolge plant, während er in Frankreich lebt und seine Kinder in Großbritannien und Belgien leben oder studieren, und ein Unternehmen mit Niederlassungen in Deutschland und Polen leitet und schließlich in Portugal in den Ruhestand gehen möchte – Luxemburg hat es sich zum Handelszeichen gemacht, Lösungen für komplexe grenzübergreifende Fragen anzubieten und gleichzeitig die vollständige Compliance der jeweils geltenden Verwaltungs-, Verbraucher-, Steuer- und Regulierungsvorschriften zu gewährleisten.

Heute umfasst dieses Know-how nicht nur Europa, sondern hat eine weltweite Reichweite, da unsere Branche eine immer größere Anzahl von Märkten bedient. Luxemburgische Investmentfonds sind beispielsweise in 73 verschiedenen Gerichtsbarkeiten weltweit zum Verkauf zugelassen. Asiatische Vermögensverwalter können in Luxemburg einen Fonds auflegen und von dort aus an mehrere asiatischen Märkte verkaufen.



Know-how zur Finanzierunghilfe nach der Pandemie

Damit das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen nach der Krise wieder aufgenommen und gesichert werden können, müssen Investitionen zur Erschließung von Kapitalquellen aus der ganzen Welt getätigt werden. Kapital ist per Definition international und muss in der Lage sein, aus Ländern, in denen es verfügbar ist, dahin zu fließen, wo es gebraucht wird. Das Know-how Luxemburgs in mehreren Gerichtsbarkeiten hat jahrzehntelang dazu beigetragen, weltweite Investoren mit Unternehmen und Projekten zu verbinden, die eine Finanzierung benötigen. Mehr denn je müssen Finanzierungen jetzt fließen und zum Nutzen aller eingesetzt werden. Luxemburg kann dabei helfen.



Viele europäische und internationale Gruppen haben in Luxemburg Kompetenzzentren eingerichtet, die genau diese Art von Aufgaben mit mehreren Gerichtsbarkeiten ausführen. Zur Unterstützung dieser Zentren hat sich in Luxemburg im Laufe der Jahre ein ganzes Ökosystem von Drittanbietern entwickelt, das kundenspezifische Rechts-, Steuer- und Beratungsdienste anbietet. Die luxemburgischen Finanzsektorbehörden haben ferner ein hohes Maß an Know-how in der Regulierung und Überwachung grenzübergreifender Geschäfte aufgebaut.

Dieses Know-how ist auch für den Ausbau der Rolle Luxemburgs im Bereich der Vermögensverwaltung von entscheidender Bedeutung, insbesondere durch die Weiterentwicklung des luxemburgischen Angebots von Family-Office- und Multi- Family-Office-Dienstleistungen. Dies ist ein Bereich mit potenziellem Wachstum, in dem Luxemburg ein stabiles und sicheres Umfeld in Kombination mit dem finanziellen Know-how des luxemburgischen Ökosystems für private Vermögensverwaltung bieten kann.

Der Bereich der alternativen Anlagen wird aufgrund von Luxemburgs Know-how über mehrere Gerichtsbarkeiten in den kommenden Jahren ebenfalls eine steigende Nachfrage verzeichnen. Im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld suchen immer mehr institutionelle Anleger (z. B. Versicherungsunternehmen oder Pensionsfonds) und Family Offices nach Investitionen in alternative Anlageklassen (z. B. Immobilien oder Private Equity). Das verwaltete Vermögen in luxemburgischen Private-Equity-Fonds stieg 2019 um 20 Prozent und 2020 sogar um 50 Prozent. Dies ist eine Gelegenheit, die Luxemburg nutzen möchte. Eine wachsende Zahl institutioneller Investoren in alternativen Anlageklassen sucht nach Anlageinstrumenten und Fonds in einer Onshore-Gerichtsbarkeit. Luxemburg bietet ein einzigartiges Umfeld und eine Toolbox für Investoren aus dem Zivilrecht und den Traditionen des Common Law. Die Einführung eines speziellen Kommanditgesellschaftssystems im Jahr 2013 hat es Luxemburg ermöglicht, dieses wachsende Onshore-Geschäft mit alternativen Anlagen zu erobern. Die Schaffung eines neuen Produkts, des Reserved Alternative Investment Fund (RAIF), hat ebenfalls maßgeblich zum Erfolg Luxemburgs in diesem
Sektor beigetragen. In diesem Bereich werden wir weiterhin für eine förderliche Gesetzgebung und ein unternehmensfreundliches Umfeld sorgen.

50%

Das verwaltete Vermögen in luxemburgischen Private-Equity-Fonds stieg 2019 um 20 Prozent und 2020 sogar um 50 Prozent

UNTERSTÜTZUNG GRENZÜBERGREIFENDER STRATEGIEN

Luxemburg spielt in der Wertschöpfungskette vieler EU-Finanzprodukte und Finanzdienstleistungen eine besondere Rolle. Vermögensverwalter, Privatbanken, Versicherungsunternehmen und andere Unternehmen, die sich für die Einrichtung einer Plattform in Luxemburg zur Nutzung seines Know-hows entschieden haben, profitieren von erheblichen Skaleneffekten. Gleichzeitig verringern sich Komplexität und Kosten für die Einrichtung von Einheiten in den jeweiligen Gerichtsbarkeiten. Die Vorteile, die mit dem Vertrauen auf Luxemburgs Cluster an Spezialdienstleistungen verbunden sind, sind ganz klar die Hauptgründe, aus denen sich Finanzinstitute hier niederlassen möchten. Ihr luxemburgisches Unternehmen fungiert als spezialisierte Einheit und stellt den Aktivitäten der Gruppe das Wissen und die Tools zur Unterstützung für ein weltweites Wachstum zur Verfügung.

Die multinationale Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung im Großherzogtum hilft Unternehmen auch bei der Überwindung der kulturellen und sprachlichen Hindernisse, die bei der Vermarktung grenzübergreifender Finanzdienstleistungen auftreten können. Anstatt in jeder Gerichtsbarkeit ein Team zusammenstellen zu müssen, kann ein Unternehmen einfach auf das Know-how seiner luxemburgischen Mitarbeiter zurückgreifen und damit seine Produkte an die Anforderungen der jeweiligen Märkte anpassen. Kosten- und Effizienzgewinne sind die offensichtlichen und direkten Vorteile einer solchen Herangehensweise.

Diese einzigartigen Fähigkeiten werden von einigen der weltweit größten Finanzunternehmen voll ausgeschöpft – beispielsweise zur Einrichtung von Rentenprodukten in mehreren Gerichtsbarkeiten. Dabei kann es sich um Fonds oder Versicherungssysteme handeln, die für Expats, die im Laufe ihrer Karriere in verschiedenen Gerichtsbarkeiten arbeiten, sehr interessant sind. Solche Produkte eignen sich möglicherweise auch für multinationale und andere Unternehmen, die in verschiedenen Gerichtsbarkeiten tätig sein müssen.

Die internationale Ausrichtung und die Verfügbarkeit von Wissen in einer Vielzahl von Märkten – sowohl regulatorisch als auch wirtschaftlich – innerhalb des luxemburgischen Finanzsektorclusters bieten Finanzinstituten wertvolle Einblicke und Vergleiche, die ihnen bei der Verfeinerung ihrer Geschäftsmodelle und der Expansion in neue Märkte helfen können.

Aus Sicht des Verbrauchers von Finanzdienstleistungen bedeutet das Know-how Luxemburgs die Verfügbarkeit einer diversifizierteren Produktpalette sowohl hinsichtlich der geografischen Reichweite und als auch der Anlageklassen. Eine solche Vielfalt ist im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld von besonderer Bedeutung, da die Fähigkeit zur Diversifizierung eines Portfolios es den Verbrauchern ermöglicht, die geeignetsten Produkte für ihren aktuellen und künftigen finanziellen Bedarf auszuwählen.

Der Verbraucher profitiert auch von den geringeren Kosten solcher Produkte in mehreren Gerichtsbarkeiten im Vergleich zu solchen, die auf eine einzige Gerichtsbarkeit beschränkt sind.

VERBESSERUNG DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE

Mit zunehmender Spezialisierung hat die luxemburgische Finanzindustrie in den vergangenen Jahren auch die Wertschöpfungskette von Finanzdienstleistungen verbessert.

Erstens hat sich Luxemburg zu einem Kompetenzzentrum für Regulierung, Risikomanagement und Compliance entwickelt. Viele Unternehmen der Vermögensverwaltungsbranche haben in Luxemburg Teams aufgebaut, die als regulatorisches Nervenzentrum und globaler Kontrollturm der Gruppe dienen. Seit der Finanzkrise spielen Risikomanagement- und Compliancefunktionen eine zentrale Rolle in der weltweiten Geschäftstätigkeit von Finanzinstituten. Infolgedessen werden die in Luxemburg ausgeübten Funktionen zum Schlüssel für die weltweiten Aktivitäten dieser Gruppen. Damit bekommen diese Funktionen eine zunehmend wichtigere Rolle im Middle-Office-Bereich.

Zweitens beobachten wir weiterhin die Tendenz, Front-Office-Funktionen sowie eine steigende Anzahl wichtiger Entscheidungsträgerrollen nach Luxemburg zu bringen. Das können Kundenbetreuer sein, die große Banken von ihrem luxemburgischen Zentrum aus bedienen, Anlageberater und Verkaufsteams für Vermögensverwaltungsunternehmen oder Dealmaking-Funktionen für Private- Equity-Gesellschaften. Die Vorteile des multikulturellen und mehrsprachigen Ökosystems Luxemburgs gelten auch für diese Aktivitäten.

In der Vergangenheit ist es Luxemburg gelungen, kleinere und hochspezialisierte Portfoliomanager oder Vermögensverwalter anzuziehen. Der Schwerpunkt lag dabei auf bestimmten Anlageklassen. Beispielsweise hat Luxemburg einen speziellen Beschleuniger für Vermögensverwalter in der Klimafinanzierung eingeführt. Wir werden Maßnahmen prüfen, um zusätzliches Know-how für Portfoliomanagement nach Luxemburg zu bringen, mit dem ein breiteres Spektrum von Anlageklassen abgedeckt werden kann.

Zur Unterstützung dieses Trends wird Luxemburg danach streben, seine Attraktivität für internationale Talente zu steigern und sicherzustellen, dass die Aus- und Weiterbildung des lokalen Talentepools den Wandel der Aktivitäten der Finanzbranche unterstützt. Die Regierung entwickelt eine nationale Strategie zur Entwicklung von Talenten, und die LFF wird zusammen mit allen beteiligten Institutionen bei deren Umsetzung helfen.

Da Luxemburgs Finanzplatz und insbesondere seine Fondsindustrie zunehmend auf den regulatorischen und operativen Bedarf sowie den Compliancebedarf grenzübergreifender Finanzdienstleistungen reagiert, entwickelt sich Luxemburg auch zu einem Zentrum für Regulatorische Technologie – „RegTech“ – beispielsweise zur Schaffung von Lösungen zur Automatisierung der traditionellen Aufgaben des Back Office: KYC, Betrugserkennung, Fondsberichte und automatisierte Tools für Anlegerinformationen.

AMBITION STATEMENT :

Bis 2025 wird Luxemburg seine Rolle als Kompetenzzentrum für internationale Finanzen weiter ausbauen, durch:

  • Konsolidierung
    seines Ökosystems durch das Hinzufügen relevanter Finanzinstitute und Dienstleistungsunternehmen
  • Erhöhung
    seiner internationalen Reichweite der Anzahl an Gerichtsbarkeiten seine Finanzprodukte sind verkauft ebenso wie der Marktanteil an grenzübergreifenden Verkäufen
  • Verstärkung
    seiner Rolle als Zentrum für Vermögensverwaltung, indem mehr Family Offices angezogen werden, Erhöhung der AuM und Erweiterung der geografischen Herkunft des Kundenstamms
  • Nutzung
    von Onshoring-Trends zwecks Verstärkung seiner Rolle als EU-Zentrum für alternative Investitionen
  • Vertiefung
    seiner Rolle als Kompetenzzentrum für Regulierung, Risikomanagement und Compliance-Zentrum
  • Fortsetzung
    der Verbesserung der Wertschöpfungskette durch das Anziehen von zusätzlichen Front-Office-Funktionen nach Luxemburg

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  • IM HERZEN EUROPAS

    Die Rolle Luxemburgs als grenzüberschreitendes Kompetenzzentrum und EU-Drehscheibe weiter ausbauen.

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  • Komplementär zu anderen EU-zentren

    Vertiefung der Rolle Luxemburgs als bevorzugtes Ziel für internationale Finanzen.

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  • Führend im nachhaltigkeitssektor

    Führende Rolle bei der Erhöhung des Gesamtvolumens der Mittel für nachhaltige Investitionen von Milliarden auf Trillionen von Euro.

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  • Förderung von Innovationen

    Bauen Sie auf Luxemburgs bewährter Erfolgsgeschichte der Produkt- und technologischen Innovation.

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  • Verantwortungsbewusste Unternehmensführung

    Fortsetzung des Aufbaus der luxemburgischen Finanzindustrie auf nachhaltigen Prinzipien bei der Besteuerung und Regulierung.

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  • Förderung der Menschlichen Dimension

    Unterstützung der weiteren Expansion der luxemburgischen Finanzindustrie.

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